Hannover (mhd). 2021 ist die Zahl der Patientinnen und Patienten in der Malteser Migranten Medizin (MMM) Hannover – Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung – leicht gesunken. Dies zeigt eine Auswertung der Jahresstatistik 2021. Allerdings kamen die Patienten häufiger.
313 (Vorjahr: 345) Patientinnen und Patienten ohne Krankenversicherung suchten im vergangenen Jahr die Hilfe der fünf ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte, also 32 weniger als im Jahr davor. Dies entspricht einem Rückgang von neun Prozent. Um dies zu erklären, bleiben nur Vermutungen: Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Zugang zur MMM-Ambulanz reglementiert: Patienten müssen derzeit im Rahmen einer 3G-Politik vor dem Betreten der Ambulanzräume ihren Status als Geimpfte oder Genesene nachweisen beziehungsweise einen aktuellen Testnachweis erbringen. Eingelassen werden die Patienten nur einzeln, Wartezeiten im Freien lassen sich nicht immer vermeiden. Möglicherweise ist diese Hürde für einige Patienten zu hoch, so dass sie nicht mehr kommen.
Ein gegenläufiger Trend zeigt sich bei der Zahl der Besuche pro Patient, die gestiegen ist: Im Durchschnitt kam jeder Patient im vergangenen Jahr 2,9-mal, so dass die Ärzte der MMM Hannover 902 Patientenkontakte hatten, 33 weniger als 2020 – ein Minus von nur vier Prozent. Im Jahr davor (2020) lag die Zahl der Besuche mit durchschnittlich 2,7 noch im langjährigen Mittel. Die meisten Patienten stammen, wie in den Vorjahren, aus Ghana (26 Prozent), Rumänien (19 Prozent) und Bulgarien (16 Prozent), wobei vor allem die Zahl bulgarischer Patienten gesunken ist. 2020 waren sie noch häufiger vertreten als Rumänen. Die Zahl deutscher Patienten ohne Krankenversicherung in der MMM-Ambulanz blieb mit zehn, respektive drei Prozent, auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Oft handelt es sich dabei um ehemalige Privatpatienten, die ihre Versicherungsprämien nicht mehr bezahlen können.
Erneut suchten deutlich mehr Frauen als Männer die wöchentliche Sprechstunde auf. Ihr Anteil lag mit 67 Prozent aber unter dem Wert des Vorjahres (72 Prozent). Die Statistik zeigt zudem, dass an einem Ambulanztag durchschnittlich 20 Patientinnen und Patienten in die Sprechstunde kamen.
Das Spektrum der Erkrankungen war bunt und spiegelt die ganze Bandbreite der Medizin wider, mit einem Schwerpunkt auf Schwangerschaften: Rund 36 Prozent aller Diagnosen entfielen auf diesen Bereich. Häufig sahen die Ärzte auch Magen-, und Darmbeschwerden (19 Prozent), Herz-, Kreislauferkrankungen (16 Prozent) und urogenitale (14 Prozent) sowie orthopädische Beschwerden (13 Prozent).
Nach Ansicht von Dr. Renate Gräfin von Keller, der Ärztlichen Leiterin der MMM Hannover, zeigt diese Statistik die Wichtigkeit des Projektes MMM. „Hier können wir Menschen helfen, die ohne uns nicht wüssten, wohin mit ihren Schmerzen oder bei schwerwiegenden Erkrankungen“, sagt die Internistin. „Auf diese Weise haben unsere Unterstützer und Spender schon das eine oder andere Menschenleben gerettet.“
Die MMM ist eine Einrichtung des Malteser Hilfsdienst e.V. Dort finden Menschen ohne Krankenversicherung, viele von ihnen Migranten ohne gültigen Aufenthaltsstatus, einen Arzt, der ihnen kostenlos hilft, auf Wunsch auch anonym. Die erste MMM-Ambulanz wurde 2001 in Berlin eröffnet. Inzwischen gibt es solche Sprechstunden in 19 deutschen Städten. Die MMM-Ambulanz in Hannover wurde 2007 eröffnet. Dort engagieren sich zurzeit fünf Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich sowie eine Hebamme. Die Kosten werden durch Spenden, einen Zuschuss von Stadt und Region Hannover sowie Eigenmittel der Malteser getragen.
Sprechstunden der MMM Hannover sind dienstags von zehn bis zwölf Uhr im Keller des Caritashauses, Leibnizufer 13-15, Hannover.
Weitere Informationen im Internet:
www.malteser.de/menschen-ohne-krankenversicherung
www.mmm.malteser-hannover.de
Weniger Patienten, mehr Besuche
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